Kurz zu meiner Vorgeschichte – alleinerziehend mit drei Kindern, finanzielle Probleme, Vollzeitbeschäftigung als Heimleitung eines Pflegeheims … trotz dieser enormen Belastung fühlte ich mich immer gesund und widerstandsfähig – halt etwas belastbarer als der Durchschnitt. Dann kam der Einschnitt – eine so massive Erkältung, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
Danach bin ich einfach nicht mehr auf die Beine gekommen. Immer extrem müde, Schwellungen hauptsächlich im Gesicht – manchmal so stark, dass meine Augen so zugeschwollen waren, dass ich nichts mehr sehen konnte. Dauerschwindel, Blitze vor den Augen, zuckende Augen, Gliederschmerzen, Tinnitus usw. – mein damaliger Arzt hat alles unter „zu viel Stress“ verbucht und mir geraten halt etwas kürzer zu treten.
Dann die erste wirkliche Diagnose nach fast einem Jahr – Hashimoto, meine Schilddrüse hatte sich bis auf einen winzig schmalen Strich aufgelöst. Doch die Medikamente wollten nicht helfen und dazu die Anspannung der Corona-Zeit, in der mich die Sorge um unsere Bewohner und Mitarbeiter massiv umgetrieben und mich eine 7-Tage-Woche im Dauer-Griff hatte. Im April 2021 dann der Schlaganfall. Die Lähmungen der rechten Seite haben sich relativ schnell gegeben, was jedoch geblieben war – ich konnte nicht sprechen. Die Zunge blieb gelähmt, ebenso der Würgereflex. Mit eisernem Training und der tollen Unterstützung meiner Logopädin konnte ich innerhalb eines halben Jahres wieder eingeschränkt sprechen. Geblieben sind jedoch eine sehr unangenehm kratzige und gepresste Stimme, immer wieder totaler Sprachverlust, Momente, in denen die Sprache auf einmal mitten im Satz gestockt hat und die Tatsache, dass ich bestimmte Laute wie zum Beispiel das „SCH“ nicht richtig bilden konnte.
Zu den Sprachproblemen wurden die vor dem Schlaganfall vorhandenen Einschränkungen wie Gliederschmerzen und Schwellungen immer schlimmer. Die Schmerzen traten und treten am ganzen Körper auf, hauptsächlich jedoch an Händen und Füßen, einhergehend mit Schwellungen. Die Diagnosen chronischer Schmerz, rheumatoide Arthrose/Fibromyalgie … so kam ich auch zur Selbsthilfegruppe Fibromyalgie Geislingen, was sich als Segen herausgestellt hat. Die Selbsthilfegruppe ist dem Fibromyalgie-Selbsthilfeverband Baden-Württemberg e.V. angeschlossen, dadurch konnte ich an der Mitgliederausfahrt nach Bad Gastein teilnehmen.
In dem Angebot waren zwei Einfahrten in den Heilstollen enthalten. Bei meiner ersten Einfahrt, welch deutlich entspannter war, als ich befürchtet hatte, fühlte ich ein Kribbeln in meinen Handflächen und an meinen Fußsohlen – sonst konnte ich nichts feststellen. Bei meiner zweiten Einfahrt lag ich auf der Liege im Stollen und wartete wieder auf eine Reaktion an meinen Händen und Füßen. Nach etwas mehr als der halben Liegezeit kam es auf einmal jedoch zu einem „kribbeligem Sprutzeln“ an den Stellen meines Schlaganfalls. Die Stellen oder besser gesagt, die weißen Flecken kenne ich von den MRT-Bildern und kann deshalb sicher sein, dass es genau dort war. Auch der enorme dauerhaft vorhandene Würgedruck an meinem Hals hat sich gelöst, mein Hals wurde wieder fei. Es war sehr angenehm und fühlte sich an, als ob die weißen Flecken wieder zu leben beginnen – als das Ende der Liegezeit kam, wollte ich gar nicht mehr raus … Erst als ich wieder aus dem Stollen draußen war und mit den anderen Gruppenteilnehmern gesprochen habe, habe ich und natürlich auch meine Gesprächspartner bemerkt, dass meine Stimme wieder klar und deutlich geworden ist und kaum mehr kratzt. Ich konnte es kaum fassen und habe aus lauter Freude Sprachnachrichten an meine Familie und Freunde geschickt – ich und Sprachnachrichten, die letzten dreieinhalb Jahre undenkbar.
Bisher hält die klare Sprache an und auch meine Schmerzen wurden weniger – ich habe die Dosis meiner Schmerzmedikamente halbiert.
Deutlicher Rückgang der Schmerzen, Sprache zurück – mein Ziel, sparen, sparen, sparen und wieder nach Bad Gastein.
Tausend Dank an alle, die mir diese unglaubliche Erfahrung möglich gemacht haben!
Werdet und bleibt gesund
Sylvia Rösler